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Mollath: Kampf gegen Fixierung

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molla2“Allein schon die Schreie, da sitzt du ohnmächig da und kannst nichts machen”, erzählt Gustl Mollath (links). Sieben Jahre saß er in der Psychiatrie. Jetzt, wieder in Freiheit, will er etwas tun gegen die unmenschlichen Fixierungen, die in deutschen Krankenhäusern noch Gang und Gäbe sind.

Mollath unterstützt daher den Nürnberger Plagiatsucher Martin Heidingsfelder (rechts), der eher durch Zufall auf einen Fall im Bezirkskrankenhaus Taufkirchen gestoßen ist. Bei einem Gespräch mit einer Patientin, das er mitgeschnitten hat, konnte er oft kaum etwas verstehen, weil im Hintergrund eine fixierte Frau so laut schrie. Er blieb dran und entdeckte noch weitere Fälle. Nachdem aber weder ein Schreiben an Ministerpräsident Horst Seehofer, noch an die Menschenrechtsbeauftragte der Ärztekammer etwas brachten, hat Heidingsfelder jetzt beim Nürnberger Generalstaatsanwalt Hasso Nerlich Strafanzeige gestellt, wegen “Verbrechen gegen die Menschlichkeit in deutschen Krankenhäusern” (die Unterlagen wurden durchs Fenster übergeben, weil Mollath und Heidingsfelder nicht ins Haus durften).

Der Taufkirchener Fall erscheint derzeit auch besonders gravierend. 60 Tage lang soll ein Patient ununterbrochen ans Bett geschnallt worden sein. Unter anderem wurde als Begründung für die lange Fixierung angegeben, der Patient habe sich geweigert, eine Dekubitusprophylaxe zuzulassen. Das heißt: Weil er nichts unternehmen wollte gegen die Druckgeschwüre, die das lange Liegen erzeugt, musste er weiter liegen. Mehrere Zeugen bestätigten, dass die Fixierung in Taufkirchen nicht nur ein häufig eingesetztes Mittel ist, sondern auch “folterähnliche” Züge aufweist.

Der Fall wurde bereits vom Blog “Regensburg digital” aufgegriffen. Dort sind auch die Schreie während des Telefonates dokumentiert.

Für Mollath sind Fixierungen Versuche der Entmenschlichung. “Hier soll der Mensch gebrochen werden.” Oft sei der Anlass nichtig. Die Pfleger handelten dabei nach eigenen Gutdünken. Eine Kontrolle finde nicht statt. Am Ende entwickeln die Patienten “Verhaltensweisen wie eingesperrte Tiere”.

Mollath kann sich noch sehr gut an einen Tschechen erinnern, der mit ihm in Straubing untergebracht war. Dieser hatte mit seiner Botschaft telefonieren wollen. Auf Tschechisch natürlich. Nach wenigen Worten habe die Pflegerin das Gespräch mit den Worten “Hier wird Deutsch geredet” unterbrochen. Wegen des verständlichen Unmuts des Tschechen habe sie dann eine Fixierung veranlasst. Dass der festgeschnallt auf der Pritsche schreie, zumal dann wenn nebendran der Arzt “genüsslich die Spritze aufzieht”, sei ihm wohl kaum zu verdenken.

Hier noch ein Video, das ebenfalls belegt, wie in Deutschland hinter Klinikmauern gegen die Menschlichkeit verstoßen wird:

Click here to view the embedded video.

Nachtrag 31.1.2014: Inzwischen haben die Landtagsgrünen einen Antrag gestellt, um „mögliche Menschenrechtsverletzungen in geschlossenen Abteilungen“ aufzuklären. Heidingsfelder hat die Vorwürfe noch um „Verdacht der Folter, Erniedrigung und unmenschlicher Behandlung“ erweitert.
Hintergrund war, dass Nerlich die Anzeige an die Landshuter Staatsanwaltschaft weiterleitete. Diese hält Heidingsfelder für ungeeignet, da Landshuter Richter in diesem Fall wegen unterlassener Hilfeleistung im Verdacht einer Beteiligung stehen. Seiner Meinung nach wäre die Bundesanwaltschaft zuständig.

Der Beitrag Mollath: Kampf gegen Fixierung erschien zuerst auf Vip-Raum.


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